Valeska Schneider – Die deutsche Surf-Senkrechtstarterin im Interview

Valeska Schneider

Valeska Schneider macht durch ihre Erfolge gerade in der deutschen Surfszene auf sich aufmerksam. Bei den ADH-Open (Offene deutsche Hochschulmeisterschaft) sicherte sie sich dieses Jahr den Titel auf Short- und Longboard, bei der Surf DM wurde sie in beiden Disziplinen jeweils dritte. Dabei surft die 25-Jährige gerade mal seit 5 Jahren. Da werden wir Landratten doch hellhörig! Ich habe bei ihr mal nachgefragt, wie man das so hinkriegt.

Interview mit Valeska Schneider

landratten.org: Hey Valeska, ich habe mir gerade nochmal die Liste deiner Erfolge angeschaut und was mir dabei als Erstes durch den Kopf geht, ist: Die surft wirklich erst seit 5 Jahren? Erkläre mir bitte mal, wie das geht?

Valeska Schneider: Ja, das stimmt, ich habe vor genau 5 Jahren meinen ersten Surfkurs gemacht und war von der ersten Welle an komplett gepackt vom Surffieber! Ich habe dann in dem Camp gleich noch einen Surfkurs über einen Monat mitgemacht. Das war eine Surf Academy, wo man einen Monat lang von Coaches betreut wurde, inklusive Fitness und Theorie. Danach habe ich dort noch ein bisschen gearbeitet und war das erste halbe Jahr komplett in der Nähe des Meeres und davon jede freie Minute im Wasser. Auch wenn auflandiger Wind war, oder es klein war, oder einfach nicht so die top Bedingungen. Ich war einfach immer im Wasser, weil ich so Bock hatte besser zu werden.

Das hat mich extrem motiviert und als ich danach zurück nach Europa bin, um mit dem Studium anzufangen, bin ich eigentlich immer in den Semesterferien irgendwo hingereist, wo man surfen konnte. Das habe ich dann verbunden mit kleinen Jobs oder Praktika. Wenn man dann am Meer ist, schätzt man das einfach viel mehr, als Leute, die am Meer aufgewachsen sind. Man geht dann auch wirklich jede freie Minute surfen, auch wenn die Bedingungen schlecht sind. Bei vielen der Locals bemerkt man, dass sie ein bisschen verwöhnt sind und nicht ins Wasser gehen, wenn es mal ein bisschen schlechter ist.

Valeska Schneider
Bild: Valeska in Action

landratten.org: Arbeitest du viel mit Coaches oder hast sogar einen festen? Wenn ja, welche Bedeutung misst du dem zu?

Valeska Schneider: Wie gesagt, am Anfang war ich in der Academy und seitdem habe ich mir immer wieder, wenn ich irgendwo surfen war, Coaches gesucht und auch Video-Coachings gemacht. Dadurch habe ich immer extreme Sprünge gemacht, weil es oft kleine Dinge waren, bei denen ich nicht weitergekommen bin und dann brauchte es manchmal nur einen Tipp zu einer Sache, die man selber nicht bemerkt hat und man hat wieder riesen Fortschritte gemacht. Es sind immer verschiedene Coaches, weil ich immer irgendwo anders unterwegs bin. Ich kann das sehr empfehlen.

landratten.org: Du warst dieses Jahr auch Dritte bei den australischen Hochschulmeisterschaften. Wie groß war der Unterschied im Level zu den ADH-Open?

Valeska Schneider: Da gab es auf jeden Fall einen Unterschied. Dort waren einige Mädels, die auch QS-Events surfen (Anm.: Gemeint ist die WSL Qualifying Series), da hat man schon bemerkt, dass die in allem sicherer sind. Die Mittelschicht würde ich in etwa der Oberschicht der ADH zuordnen. Das Level war schon höher, aber es waren nicht unbedingt mehr Starter, was ich vorher nicht gedacht hätte. Die ADH-Open ist auf jeden Fall größer, als die Uni-Games hier (Anm.: hier = in Australien). Viele kennen die gar nicht, weil jeder, der das halb professionell macht gleich die QS-Events surft.

landratten.org: Surfen wird 2020 olympisch, es ist aber noch nichts über den Modus der Qualifikation bekannt. Kommst du da etwas ins Träumen, oder ist das zu weit weg?

Valeska Schneider: Im Moment ist das noch ein bisschen sehr weit weg und ich habe nach meinen Informationen generell sehr wenig Chancen. Ich habe jetzt erstmal andere Prioritäten, nächste Woche werde ich mein erstes QS-Event surfen und ich würde dieses Jahr gerne mein DM-Ergebnis verbessern, d.h. eigentlich die deutschen Meisterschaften dieses Jahr gewinnen und mich dadurch eben auch fürs Nationalteam zu qualifizieren. Wie das dann mit Olympia ausschaut muss man sehen. Meiner Meinung nach wird es da eine Vorqualifikation für den europäischen Bereich geben. Bei so etwas teilzunehmen wär auf jeden Fall schon mal ein Ziel!

Valeska Schneider
Olympia scheint für eine deutsche Surferin weit weg. Aber bei so einem Lebenslauf – Wer weiß?

landratten.org: Wie sieht es bei dir mit Sponsoren aus? In Deutschland kommt man als Surfer da doch sicher etwas schwerer ran, wer unterstützt dich?

Valeska Schneider: Ja, mit Sponsoren ist es in Deutschland schwierig, weil Surfen in Deutschland noch sehr klein ist und in anderen Ländern, wo Surfen groß ist, ist man als Deutsche uninteressant, auch weil ich da nicht zum Top-Level gehöre. Ich bekomme etwas Unterstützung von Rip-Curl Deutschland, vom Fitstar Fitnessstudio in München und Wave Tours hat mich immer mit einer Unterkunft unterstützt, wenn ich in Frankreich war. Ansonsten sind es immer eher Kleinigkeiten, die über Social Media laufen , aber eine richtig feste Zusammenarbeit hat sich davon ab noch nicht ergeben. Das macht die Sache schon sehr schwierig, wenn man nebenbei noch immer viel arbeiten muss und dabei immer seine Schichten abklären. Das muss halt ein Job sein, wo es OK ist, dass man zwischendurch mal wieder in Europa ist (Anm.: Valeska studiert in Australien) oder auf irgendwelche Contests geht. Ich arbeite jetzt gerade in einem Rip-Curl Shop in Australien und das ist eine wirkliche Hilfe, weil ich da recht spontan arbeiten kann.

landratten.org: Diesen Blog lesen sehr viele Surfanfänger. Hast du für die noch einen Ratschlag, der dir selbst besonders geholfen hat?

Valeska Schneider: Wie ich eben schon erwähnt habe: Einfach immer surfen, ob es klein ist oder Onshore-Wind, egal, es ist jedes Mal besser als nicht surfen gewesen zu sein. Surfen ist halt auch ein Sport, der total viel mit Erfahrung zu tun hat. Die Wellen zu lesen und zu sehen, welche kommt richtig und welche kommt falsch, das lernt man einfach nur durch Zeit im Wasser. Es ist halt immer schwer für Leute, die landlocked sind und nur ein paar Wochen im Jahr ans Meer kommen. Es ist auf jeden Fall extrem wichtig sich super fit zu halten (Anm.: Das predige ich auch andauernd ;-)), weil Surfen, sobald es ein bisschen größer wird total anstrengend ist und wenn man dann im Urlaub ist, kann man nicht erst anfangen seine Paddelkraft aufzubauen.

Nochmal zu den Coaches, ich finde es ist wie in jeder anderen Sportart auch, wenn man jemanden hat, der einem Tipps gibt, dann verbessert man sich 1000-mal schneller, als wenn man das alleine versucht. Beim Surfen merke ich immer wieder, dass viele denken, sie machen einmal einen Surfkurs, kaufen sich dann ein kleines Brett und dann können sie das schon von alleine. Vor allem habe ich das Gefühl, dass Jungs das immer gerne machen. Mädels wollen immer länger Hilfe und Jungs sagen dann ganz schnell „Ja ja, das kann ich schon“. Ich kann nur empfehlen sich mal eine Einzelstunde oder eine Stunde in einer kleinen Gruppe bei einem Coach zu nehmen, das kann manchmal Wunder bewirken.

landratten.org: Vielen Dank Valeska und gute Wellen!

Valeska Schneider: Vielen Dank für das Interesse!

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Über den Autor

Dennis

Gründer von landratten.org. - Versucht seit 2005 seinen Mangel an Talent beim Surfen zu überwinden :-)

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