Große Wellen surfen: Tipps vom australischen Big Wave Profi Mark Visser

Big Wave Surfer Mark Visser

Foto: Jamie Scott* Mal Hand auf Herz, ihr wollt es doch auch. Ich gebe zu, ich will es auch. Eigentlich will es fast jeder Surfer. Die richtig dicken Dinger surfen. Wenn man sich auf macht, große Wellen zu surfen, kann es schon mal weh tun. Oder sogar gefährlich werden. Auf jeden Fall sollte man wissen was man tut. Deshalb startet auf landratten.org nun die Reihe „Going Big“. Dort fragen wir Leute, die es wissen müssen, z.B. professionelle Big Wave Surfer. Den Anfang macht Aussi Mark Visser. Der hat von sich reden gemacht, weil er den legendären Big Wave Spot Jaws bei 50ft Wellen nachts gesurft ist. Man könnte meinen, Leute, die so etwas machen, sind angstbefreite Psychopaten, doch das Interview mit ihm offenbart anderes.

Wer ist Mark Visser?

Mark ist Australier und in Queensland an der Sunshine Coast beheimatet. Er beschreibt sich selbst als Big Wave Surfer und „Ocean Adventurer“. Anfang 2015 hat er den Surfing Life Oakley Big Wave Award 2014/2015 in der Kategorie „Biggest Paddle-In“ gewonnen.

Mark teilt sein Wissen gerne (oder sollte ich sagen sein Vissen – nein, besser nicht ;-)). Nicht nur auf landratten.org, sondern auch auf seiner eigenen Website. Hier hat er zahlreiche Videos für seine Reihe „VisTips“ gepostet. In kurzen Videos gibt Mark hier Tipps zu verschiedenen Themen rund ums große Wellen surfen. Schaut am besten selbst mal vorbei auf:

markvisser.net

Das Interview wurde auf Englisch geführt. Die Übersetzung ist im Sinne eines besseren Redeflusses teilweise nicht wörtlich.

Interview mit Mark Visser

Mark Visser
Mark Visser ist Big Wave Profi und bereitet sich akribisch auf seine Atemberaubenden Vorhaben vor.

landratten.org: Hey Mark! Um ehrlich zu sein, ich kriege manchmal schon Angst, wenn ich deine Videos nur anschaue. Aber es ist als Freizeit-Surfer auch nicht mein Ziel Wellen zu surfen, die auch nur halb so viel Power haben, wie die, auf denen du unterwegs bist. Aber ich möchte voran kommen und mich selbst pushen, um in der Lage zu sein große Wellen zu surfen. Hast du für mich ein paar Tipps – „How to go bigger“?

Mark: Um dich weiter zu pushen als das, bei dem du dich bereits wohl fühlst, würde ich dir den Rat geben, dass du Selbstvertrauen brauchst. Und dazu musst du das Gefühl haben, dass du in der jeweiligen Umgebung Kontrolle hast. Für eine Situation, die du nicht kennst, z.B., weil du noch nie in einem vergleichbaren Surf warst, gibt es dazu nur einen Weg: Training. Du musst ein guter Schwimmer sein, damit du, wenn du in einer unangenehmen Situation bist, weist: OK, das ist jetzt so. Ich habe viel trainiert und ich komme klar mit den Strömungen, oder was immer die Situation erfordert. Du musst dich also physisch gut vorbereiten, damit du Selbstvertrauen hast und dich selbst in einem hohen Maße pushen kannst, wenn du surfst.

landratten.org: Glaubst du, dass Trainingsmethoden von Big-Wave surfen, wie z.B. Übungen den Atem anzuhalten, auch Durchschnitts-Surfern helfen, um sich im Wasser wohler zu fühlen?

Mark: Bei Unterwassertraining ist es vor allem wichtig, dass du einen Aufpasser dabei hast, der weiß, was er tut. Es existiert aber eine etwas falsche Vorstellung davon, wie das mit dem Unterwassertraining funktioniert und wie man davon profitiert. Ich denke, wenn du dich in „kleineren“ Wellen pushen willst, ist physische Fitness deutlich gewinnbringender, als wenn du deinen Atem für 5 Minuten anhalten kannst, aber nicht besonders weit schwimmen kannst. Du solltest die physischen Fähigkeiten haben dich frei zu bewegen und deine Umgebung zu kontrollieren, bevor du dich darauf konzentrierst unglaublich lange die Luft anhalten zu können. Das hilft sicher auch, aber du brauchst das Andere zuerst!

landratten.org: Gibt es irgendwelche speziellen Trainingsmethoden, die du „normalen“ Surfern empfehlen kannst, um sich auf große Wellen vorzubereiten?

Mark: Ja, such dir eine Schwimmgruppe! Und dann solltest du dir angewöhnen regelmäßig Liegestützen zu machen. Das ist die gleiche Bewegung, wie wenn du in den Stand springst. Du brauchst eine Menge Power in diesen Teilen der Arme, speziell, wenn du in großen Wellen duck-diven musst, wenn du mit deinem Board kämpfst, oder wenn du durchgewaschen wirst. Deshalb solltest du dort Kraft haben. Außerdem solltest du eine gute Lungenkapazität haben und Cardio-Fit sein von häufigem Schwimmtraining. Ich denke, das ist ein guter Anfang!

landratten.org: Ich habe kürzlich mal jemanden um Rat gefragt, wie ich besser mit großen Wellen klar komme. Ich habe die Antwort bekommen: „Jeder der die Eier hat, kann große Wellen surfen“. Stimmst du da zu? Wie ist das Verhältnis zwischen purer Risikobereitschaft und der Entwicklung der richtigen Fähigkeiten? Muss ich ein kühner Draufgänger sein, um richtig große Wellen zu meistern?

Mark: Also ja, es gibt sicher einen gewissen wahren Faktor in der Aussage ‚Jeder der die Entschlossenheit und die Fähigkeit dazu hat in jeglicher Situation einen Take-Off zu machen, kann große Wellen surfen‘ – aber das ist keine kluge Entscheidung, keine kalkulierte Entscheidung. Sich in so eine Situation zu begeben, ohne die nötigen physischen Fähigkeiten zu haben, ohne „Wasserkenntnis“, oder ohne den Ozean zu verstehen, wäre ziemlich dumm. Es mag sein, dass du eine Wahnsinns-Psycho-Granate bist, der auf einem riesen Ding startet, aber wenn man nicht weiß, wie man sich selbst helfen kann, wird man schnell ein Problem für andere. Und das ist das größte Ding im Line-Up: Wenn jemand nicht weiß, was er tut, wird er zum Problem für alle anderen. Wenn du da draußen bist und genau weißt, was du tust und du sogar noch jemand anderen helfen könntest, dann ist wahrscheinlich der richtige Zeitpunkt für dich gekommen. An diesem Punkt solltest du sein, bevor du raus gehst. Ich bin definitiv sehr kalkuliert und ich habe gewartet, bis ich auf diesem Level war, anstatt einfach rauszugehen und mich kamikazemäßig auf irgendwelche Sets zu werfen. Aber wenn du auf dem physischen- und dem Bewusstseinslevel bist den Ozean zu verstehen und anderen helfen zu können, dann musst du dich selbst pushen. Du musst deine Komfortzone verlassen! Aber das tust du nur, wenn du physisch und mental bereit bist.

landratten.org: In den Trailern zu deinen „Nine Lives“-Dokus lieferst du spektakuläre Bilder, an die allenfalls Hollywood-Filme ran reichen- mit dem Unterschied, dass sie echt sind. Was sind deine nächsten Projekte?

Mark: Das größte ist „Operation Deep Blue“, wo wir Wellen mitten im Ozean suchen und Jet Skis und ein ganzes Team aus einem C130 Frachtflugzeug mit dem Fallschirm abwerfen. Das ist sicher das größte und aufregendste Projekt, an dem ich arbeite. Es hat eine Menge Zeit gebraucht, um zu diesem Punkt zu kommen. Wir müssen dabei kontinuierlich lernen und uns entwickeln. Dazu wird es bald einige Ankündigungen geben!

landratten.org: Mark, danke für deine Zeit und dafür eine große Inspiration zu sein! Pass auf dich auf und viel Glück mit deinen zukünftigen Projekten.

Videos mit Mark Visser

Vimeo

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Vimeo.
Mehr erfahren

Video laden

*Beitragsfoto:

Fotograf Jamie Scott. Mark Visser auf einer Padlle-In Welle am Spot Cow Bombies in Western Australia. Verwendet mit freundlicher Genehmigung von markvisser.net.

Gib als erste(r) eine Bewertung ab!

Über den Autor

Dennis

Gründer von landratten.org. - Versucht seit 2005 seinen Mangel an Talent beim Surfen zu überwinden :-)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert