Wellenreiter und Stand-Up Paddling – Einsichten von Carsten Kurmis

Carsten Kurmis SUP

Laird Hamilton tut es, Jamie Mitchell tut es und selbst Kelly Slater wurde schon dabei beobachtet. Sie alle paddeln Wellen nicht nur im Liegen an, sondern auch im Stehen. Vor gut 15 Jahren haben Stand-Up Paddleboards begonnen die Line-Ups zu erobern. Seit ein paar Jahren auch verstärkt in Europa. Viele Wellenreiter haben eher eine geringe Meinung von ihnen, halten die Rumsteher für uncool und würden sie gerne zum Teufel jagen. Warum es lohnt, der Sache mit Offenheit zu begegnen, darüber habe ich mich Carsten Kurmis, einem echten deutschen SUP-Pionier unterhalten. Er ist über seine Firma CK Surf Distribution unter anderem für den Verkauf von Starboard in Deutschland tätig und war vor gut 10 Jahren der erste, der überhaupt SUPs der Marke Imagine in Deutschland vertrieben hat.

Vielleicht fange ich mit einer kurzen Rückblende an, wieso ich heute überhaupt über dieses Thema schreibe. Angefangen hat es letzten Sommer. Ich war mal wieder auf der Suche nach Möglichkeiten, wie ich mich als Landratte für meine Surf-Trips fithalten kann. Als ein Bekannter mir von seinem neuen aufblasbaren SUP erzählt hat, bin ich direkt hellhörig geworden. Ich kannte die Dinger bis dahin nur als riesige unhandliche Kähne, eher Boot als Board. Dank entsprechender Fertigungstechnologien hat man es aber geschafft relativ steife SUP‘s zu produzieren, die sich auf Rucksackformat zusammenrollen lassen. Die „Inflatables“ sind allerdings zum Paddeln gedacht und nicht wirklich für die Welle geeignet. Ich habe mir dann ein paar Tage später ein Mistral M14 Race angeschafft, welches sich als 1A Trainingsgerät herausgestellt hat. Und wenn man schon nicht am Meer ist, ist auf dem Wasser zu sein und zu paddeln eine der besseren Arten seine Zeit zu verbringen.

Durch Laird Hamilton zum SUP gekommen

Vor ein paar Wochen auf Bali, habe ich mich dann das erste Mal mit dem SUP auf eine Welle gewagt. Ich hatte eine Ohrenentzündung und die Ärztin hatte mir verboten den Kopf länger im Wasser zu halten, was mit einem Surfverbot gleichzusetzen war. Beim SUPen dagegen, hält man den Kopf aus dem Wasser (zumindest in der Theorie ;-)). Das war meine Chance mir doch ein paar Wellen zu schnappen. Die Geschichte ist aber deutlich uncooler als die von Carsten Kurmis, deshalb stelle ich sie erstmal hinten an. Carsten war 2005/06 auf Maui, Hawaii, als „normaler“ Wellenreiter unterwegs. Eines sonnigen Tages, als er im Line-Up saß und wartete, wurde es auf einmal dunkel über ihm. Seltsam an einem wolkenlosen Tag. Deshalb schaute er sich um, um zu sehen was ihm denn da die Sonne nahm. Und es war niemand geringeres als Laird Hamilton, der da mit einem Paddel in der Hand auf einem übergroßen Surfboard stand. Hamilton war Anfang der 2000er einer der ersten, der das Stand-Up Paddling, wie man es heute kennt, auf Hawaii ausgeübt hat und zu dem Zeitpunkt war es über die Inselgruppe im Pazifik hinaus noch völlig unbekannt.

Carsten Kurmis SUP
Angefixt: Nach seinem Erlebnis auf Maui ist Carsten Kurmis auf das SUP gekommen.

Carsten Kurmis hat das Thema aber nicht losgelassen und nach seiner Rückkehr in heimische Gefilde, hat er sich über einen Freund ein SUP aus den USA besorgt. In Deutschland waren damals noch keine zu bekommen. Da die Marke Imagine, von der er sein Board bekommen hatte, zu dem Zeitpunkt also auch noch keinen Vertrieb in Deutschland hatte, hat Carsten das einfach mal übernommen und so eine Lücke im deutschen Surf-Markt gefüllt.

Für Carsten folgten die ersten Versuche in den aufgewühlten Wellen Dänemarks und irgendwie ist der Funke dann übergesprungen. Heute tauscht er sein SUP nur noch selten gegen das Shortboard. Aber was macht die Faszination aus? Bei meinen ersten Versuchen ist mir vor allem die Trägheit und Unhandlichkeit des SUPs aufgestoßen. Nachdem ich Carstens Worten gelauscht habe, muss ich das aber vielleicht meinen fehlenden Skills anlasten. Er berichtet, dass er „mittlerweile fast alle Spots mit dem SUP fahren kann, die man mit dem Shortboard fährt“. Außerdem werden die Bretter immer kleiner und wendiger, aktuell nennt er unter anderem ein 6‘9er!!! sein eigen und die Boardvolumen gehen teilweise runter bis auf 60l. Sein Hauptargument für das SUP‘en ist ziemlich schlagkräftig: Die Netto-Zeit auf der Welle ist einfach viel größer als beim Shortboarden. Das liegt ganz einfach daran, dass man im Stehen einen deutlich besseren Überblick hat, wo gerade ein Set ankommt und man mit dem SUP schneller und mit weniger Anstrengung die Position wechseln und die Welle anpaddeln kann.

Carsten Kurmis SUP
Die Stand-Up Paddle Boards werden immer kleiner und erlauben so auch radikalere Manöver. Carsten Kurmis machts vor. Foto: Joe Wyneken

Funsportarten und Feindbilder – Heute: Das SUP

Das stößt sicherlich dem ein oder anderen Wellenreiter, der daneben sitzt und zuschaut übel auf. Funsportarten haben irgendwie eine komische Tendenz sich Feindbilder zu suchen. In den 90ern musste man als Skater Inliner hassen, später beim Surfen sollten Bodyboarder deine Feinde sein, dann gabs Beef zwischen Shortboarden und Longboarden und nun sind die Stand-Up Paddler an der Reihe. Carsten sieht die Sache aber entspannt. Er schwingt sich einfach auf sein SUP und paddelt die Peaks ab, bis er einen gefunden hat, der leer ist und man sich nur selten in die Quere kommt: „Lieber einen entspannten 2b Spot, als einen 1a Spot, an dem alle aggro sind“. Ein Vorzug des SUP‘s ist eben auch die hohe Mobilität. Man kann damit auf Tour gehen und die Spots mal antesten.

SUPAnfängern empfiehlt Carsten unbedingt zuerst die Etikette des Surfens zu lernen und sich auch mal hintenanzustellen, statt jede Welle anzupaddeln. So lassen sich Konflikte von Anfang an vermeiden und man trägt zur Entspannung des Verhältnisses zwischen Wellenreitern und SUP‘ern bei.

Wenn du nun auch etwas auf den Geschmack gekommen bist, ist die gute Nachricht, dass man mit dem SUPen fast überall in Deutschland anfangen kann. Es gibt kaum einen Ort, der nicht irgendeinen „SUP-baren“ See, Kanal oder Fluss hat und mit den handlichen Inflatables bist du sehr mobil. Für Binnengewässer eignen sich Race- und Touren SUP‘s mit Kiel besonders gut, weil sie einen guten Geradeauslauf haben. Wer die Sache etwas ernster angehen will, kann an den Wettkämpfen der GSUPA Rennserie teilnehmen und sich da direkt mit Carsten Kurmis messen. Auch die World-Cup Serie macht in Deutschland halt, in Hamburg und am Brombachsee. Hier kann man hawaiianische SUP-Größen wie Connor Baxter oder Kai Lenny hautnah erleben.

Carsten Kurmis Stand-Up Paddling
Carsten Kurmis auf seinem Race-SUP. Stand-Up Paddling braucht nicht unbedingt Wellen. Es geht überall, wo es Wasser gibt.

Ich werde mich auf jeden Fall auch diesen Sommer wieder mit dem SUP für die nächste Surf-Saison fit halten. Vorstellen, dass ich irgendwann mein Shortboard gegen ein SUP tausche kann ich mir zwar nicht, aber ich werde dem SUP auf der Welle sicher nochmal eine Chance geben! Wie sind eure Erfahrungen mit dem SUP?

Einen umfangreichen Einsteiger Guide zum Paddleboarding findet ihr übrigens hier.

Gib als erste(r) eine Bewertung ab!

Über den Autor

Dennis

Gründer von landratten.org. - Versucht seit 2005 seinen Mangel an Talent beim Surfen zu überwinden :-)

3 Kommentare:

Hi there, just became aware of your blog through Google, and found that it is really informative. Im going to watch out for brussels. Ill be grateful if you continue this in future. Lots of people will be benefited from your writing. Cheers! ddaackcedgbk

Wir haben ein 10.6 160 l SUP von ECS und zum Glück leere lineups zum Üben, denn es ist tatsächlich nicht so einfach in die grüne Welle zu kommen, wie es bei denen die es können aussieht. Es ist eine Alternative, aber von leidenschaftlichen SUPlern sind wir weit entfernt
Cheers, Natalie

Geht mir ähnlich. So ein riesen Ding kriegt man nicht so schnell in die richtige Position gedreht und wenn es windig und wellig ist, ist es eine recht wackelige Angelegenheit. Ich finde, dass SUPs insbesondere da interessant sind, wo du sonst nicht surfen kannst. Ich bin z.B. dieses Wochenende erstmals mit meinem 14 Fuß Mistral M1 über die Nordsee gepaddelt und beim „Downwind“ paddeln konnte ich mitten auf dem Meer Wellen surfen, die gar nicht gebrochen sind. Ist natürlich etwas anderes als Wellenreiten, aber macht auch spaß und ist ein super Training.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert